Chronik des Hauses
Stadthotel Restaurant Smutje
Neuer Weg 89
Jedes Haus hat seine Geschichte. Bei alten Häusern kann man den Weg zurück oft recht lange verfolgen; so auch beim Haus Neuer Weg 89, dem heutigen „Smutje“.
Dank der umfangreichen Arbeit von Frau Gretje Schreiber über die Bewohner vieler Straßen in Norden, sind uns die Eigentümer des Hauses Neuer Weg 89 seit 1722 bekannt.
Als erster Eigentümer wird Jann Hinrichs Heyen genannt.
1746 ging das Haus in den Besitz von Jan Siemen Uven und dessen Ehefrau Stientje Reems über, die es für 1.200 Gulden von Gerhard Glandorp gekauft haben.
Ihr jüngster Sohn, Siemon Janssen Uven übernahm als nächster Eigentümer das Haus. Das Grundbuch wurde am 6.Oktober 1796 berichtigt.
Am 12. April 1802 hat Johann Aden Dirks das Haus öffentlich erworben.
Nächster Besizer war der Kaufmann Reinhard Rahusen, der es am 23. Mai 1803 meist-
bietend ersteigerte.
Ihm folgte als Eigentümer der Kaufmann und Senator Conrad Biel.
Das Grundbuch wurde am 6. Mai 1828 entsprechend berichtigt.
Die Ehefrau von G.D.H. Steinbömer war ab1840 Besitzerin.
Ihr folgte als nächste Besitzerin Frau Doktorin Emilie Marie Steinbömer geb. Biel.
1892 wird der Kaufmann und Senator Hayo Boelsen, Inhaber der Firma Boelsen & Mescher, der nächste Eigentümer.
Der Kaufmann Wilhelm Schumann ist ab 1934 Eigentümer des Hauses.
Er errichtete hier eine Warengroßhandlung, die in Norden einen guten Ruf hatte.
Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich eine sehr schöne Freitreppe am Haus.
Diese schmucken Freitreppen waren - wie auf alten Ansichtskarten ersichtlich - am Neuen Weg bei vielen Häusern noch bis nach dem 2. Weltkrieg vorhanden. Diese Treppen gingen von der Haustür nach rechts und links gradlinig herunter und endeten auf der sogenannten „ Wanderung“ . Die „Wanderung“ ist eine vom Bürgersteig aus etwas erhöhte Terrasse vor dem Hause. Eine solche Treppe mit hochgelegter Eingangstür kann man heute noch vor der Mennonitenkirche sehen, wenngleich hier auch die Treppen geschwungen auf dem Gehweg enden.
Weshalb man damals die Haustüren so hoch anlegte, ist nicht bekannt. Man kann vielleicht vermuten, dass die Bauweise auf die Folgen der Weihnachtsflut 1717 zurückzuführen sind Nach alten Berichten über diese Flut, konnte man die Gastwirtschaft „Bremer Schlüssel“ (heute „Romantikhotel Reichshof“) nur mit Booten erreichen.
Damals war Norden noch Seehafenstadt und die Überschwemmung geschah vom Hafen aus.
Die Arbeitsloseninitiative „ Rund um die Arbeit e.V. in Norden“ erwarb das Haus 1994. Die Vorsitzende des Vereins war Marianne Dwilllis. Der Verein war sehr rührig. In dem denkmalgeschützten Altbau richtete man eine Kellerkneipe ein, die den Namen
„Käpten Blaubär“ erhielt. In dem lang gestreckten Anbau wurde eine Gaststätte errichtet, die am 11.November 1984 den Namen „Smutje“ (Schiffskoch) erhielt.
Die Deckenhöhe im „Smutje“ entsprach nicht den Vorschriften und das Lokal durfte deshalb nicht Restaurant genannt werden; deshalb wurde es unter dem Namen Mensa „Smutje“ geführt. Die Kellerkneipe „Käpten Blaubär“ und die Mensa „ Smutje“ fanden guten Zuspruch.
Bereits im September 1990 hatte die Arbeitsloseninitiative „ Rund um die Arbeit e.V.“ die Absicht, das Haus zu einem Seminar und Gästehaus für Frauen umzubauen. Doch dann trat ein Ereignis ein, das niemand voraussehen konnte, und das alle Pläne zunichte machte. In dem langgestreckten Anbau des Hauses war ein unter Putz liegendes Wasserrohr leck geworden. Dieses Leck wurde erst zu spät entdeckt: Der ganze Anbau war unterspült und musste wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Innerhalb von 24 Stunden zog nun der Betrieb „Smutje“ in das Haus Neuer Weg 81 („Haus Heuer“ um, und konnte dort als Restaurant „Smutje“ weitergeführt werden.
Von 1989 - 1992 dauerten dann die Abbruch- und Neubauarbeiten. Danach erfolgte dann am 1.9.1993 die Eröffnung des Hotels. (Der Plan für den Bau eines Frauen-Seminarhotels war aufgegeben worden, weil öffentliche Förderungsmittel abgelehnt wurden)
Das Restaurant „Smutje“ kehrte nun in den Neubau Neuer Weg 89 zurück.
Der Verein „Rund um die Arbeit“ löste sich am 1.11. 1999 auf.
Frau Marianne Dwillis leitete den Betrieb jedoch als Mieterin weiter und kaufte dann das Haus am 30.8.2002.
Die nächsten Besitzer waren dann die Eheleute Melanie und Frank Weiß, die das Haus am 31.3.2006 von Frau Dwillis erwarben. Mit neuen Möbeln und kräftigen Farben bekam das Restaurant ein ganz neues Aussehen. 2014 wurde an der Westseite des Hauses eine von den Gästen gern besuchte „Sonnenterrasse“ angebaut.
Nach dem das Ehepaar Weiß das Haus 10 Jahre geführt hat, wurde der Betrieb am
01.09.2017 von den Eheleuten Katharina und Patrik Weber, der seit 2014 als Hotel-Leiter im Stadthotel Restaurant Smutje tätig war, als Pächter übernommen.
Wie schon bei den Vorgängern werden Hotel und Restaurant von einheimischen und auswärtigen Gästen gerne besucht. Die gute Küche wurde und wird sehr geschätzt. Direkt ab Beginn der Übernahme durch Familie Weber wurde in den Denkmalschutz, die Hotelzimmer wie in das Restaurant und die Küche investiert.
Im Dezember 2017 wurde das Stadthotel-Restaurant Smutje von Familie Weiß an Familie Weber verkauft.
Zu der Chronik des Hauses müssen noch die Aktivitäten verschiedener Mieter im denkmalgeschützten Altbau erwähnt werden. In dem Teil des Hauses, in dem sich heute die Teestube des Restaurants „Smutje“ befindet, war von1986 - 1998 ein Bücherladen, der von zwei Frauen - Hildegard Lembeck-Ulrich und Frau Speth - betrieben wurde.
Der Laden war nicht groß, hatte aber immer eine Auswahl guter Bücher. Viele „alte Leseratten“ denken noch gern an den kleinen Laden zurück.
Im Kellergeschoss des Hauses, unterhalb des Buchladens, war zunächst die Kellerkneipe „Käpten Blaubär“. Nachdem diese aufgegeben wurde, war hier von ca. 1998 - 2000 ein Blumenladen, dem das heute noch vorhandene „ Kanarienvogel -Museum“ folgte. Das Museum wurde am 1. April 2003 eröffnet. Es zeigt mit vielen interessanten Exponaten die über 500 Jahre alte Kanarienvogelgeschichte ab 1475. Das Museum gehört zum Verein
„Vogelfreunde Südliche Nordsee Hage - Norden - Brookmerland e.V.“ und wird von Herrn Heinz Block, Norden, geführt.
Ursprünglich war dieser Keller der Kohlenraum des Hauses. Er konnte von der Lohne aus durch eine Einfüllklappe betreten und gefüllt werden. Bei vielen Geschäften in Norden gab
es früher diese Einfüllklappen. Die Lukendeckel der Einfüllklappen waren entweder in gleicher Höhe wie die Bürgersteige (heute noch beim „Hotel zur Post“ zu sehen) oder aber, wie beim „Smutje“, mit einem steinernen Unterbau schräg zur Hauswand angelegt (heute noch beim Packhaus in der Heringstraße zu sehen).
Im Adressbuch von 1974 stehen beim Haus Nr. 89 die Namen RA Walter Schwichow, RA Volker Väterlein und RAin Magda Woydt.
Es ist anzunehmen, dass diese drei Juristen hier
eine Gemeinschafts Rechtsanwaltskanzlei betrieben haben.
Diese Chronik gibt einen kleinen Einblick in die Vergangenheit des Hauses in Norden, Neuer Weg 89. Wenn sie reden könnten, würden die Mauern des
„Stadthotel-Restaurant Smutje“ wohl noch viel Interessantes zu erzählen haben.
Norden, im Oktober 2017
Elfriede Lottmann
Quellenangabe:
Gretje Schreiber :Die Bewohner des Neuen Weges, Kurier Serie 11.Mai 1996
Norden zu Großvates Zeiten Ostfrs Kurier 22. Januar 1938
Verschiedene Adressbücher
Mündliche Auskunft von Frau Marianne Dwillis
Mündliche Auskunft von Herrn Heinz Block